Mittwoch, 11. März 2015

In der Warteschleife

Ich warte aufs Wochenende. Auf den Frühling. Auf den Sommer. Auf den nächsten Urlaub. Auf Abenteuer. Auf Veränderung. Auf meine Berufung. Auf eine zündende Idee. Auf Motivation.


Wenn ich eine Bestandsaufnahme von meinem Leben mache, gibt es eigentlich tausend Gründe, um vollkommen zufrieden zu sein. Denn eigentlich ist ja alles super. Ich bin in einer glücklichen Beziehung. Habe viele tolle Freunde und eine liebenswerte Familie. Einen sicheren Job und ein geregeltes Einkommen. Wohne in meiner eigenen Wohnung in einer wunderschönen Stadt. Und mache oft Urlaub.

Doch irgendwie beschleicht mich dieses dumpfe Gefühl, dass es das ja nun noch nicht gewesen sein kann. Das Gefühl, dass da noch irgendwas kommen muss. Dieser ständige Drang nach Veränderung. Ich fühle mich noch zu jung, um schon alles erreicht zu haben. Doch paradoxerweise plagt mich auch der Wunsch, endlich anzukommen.


Einerseits fühle ich mich ständig rastlos und dadurch unendlich gestresst, andererseits erscheint mir die Vorstellung von Stillstand unerträglich. Vielleicht muss ich mich auch langsam damit abfinden, dass ich einfach immer Veränderung in meinem Leben brauche. Vielleicht ist nur gerade das Tempo ein wenig zu hoch. Das liegt nicht zuletzt an meiner Fernbeziehung. 

In der Regel bin ich höchstens zwei Wochenenden im Monat in Hamburg. Meine Wohnung sehe ich selten bei Tageslicht. Manchmal stopfe ich mir die Woche dermaßen voll mit Terminen, dass ich gar nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Und manchmal bin ich froh über jeden Tag, an dem ich nichts vor habe. Wenn mich dann Leute fragen, was ich denn immer so mache, weiß ich eigentlich auch gar keine Antwort. Arbeiten, Essen einkaufen, Essen, nicht zum Sport gehen, Zeit im Internet vertrödeln, Serien gucken. Und am nächsten Tag das gleiche wieder von vorn.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich eigentlich nur fürs Wochenende lebe. Das Wochenende ist für mich eine heilige Zone, in der nichts als mein Liebster Platz hat. Alles andere muss zwangsläufig in der Woche stattfinden. 

Und so bin ich ständig zwischen zwei Lebens-Eckpunkten unterwegs. Diese Geschwindigkeit ist am Anfang ganz aufregend und ich will gar nicht die positiven Seiten einer Fernbeziehung leugnen: in der Woche hat jeder uneingeschränkt Zeit für sein ganz eigenes Leben und es kommt nie die gefürchtete Alltagsroutine auf. Aber auf Dauer schlaucht das ungemein. 

Nirgends fühle ich mich richtig zuhause. Immer auf dem Sprung. Immer am Warten...


Ich warte aufs Wochenende. Auf den Frühling. Auf den Sommer. Auf den nächsten Urlaub. Auf Abenteuer. Auf Veränderung. Auf meine Berufung. Auf eine zündende Idee. Auf Motivation.

Die Zeit dazwischen erscheint mir oft unglaublich sinnlos. Obwohl mein Leben so leicht ist, liegt es manchmal doch unglaublich schwer auf mir.

Besonders schlimm ist dieser Zustand, wenn sich Planungswut und Ungeduld dazu gesellen. Dann will ich unbedingt jetzt sofort etwas verändern. Jetzt sofort! Ich mache für mein Leben gern Pläne. Wohlwissend, dass diese sich noch tausendmal ändern werden und ich dann wahrscheinlich enttäuscht bin, wenn doch alles anders kommt. Aber ich kann nicht anders. Und diese Pläne möchte ich dann auch sofort in die Tat umsetzen. Endlich handeln, nicht nur warten. Bevor sich die Rahmenbedingungen wieder einmal verändern. Oder noch schlimmer, bevor ich meine Meinung wieder ändere. Je nach Tagesform.

Und am Ende warte ich wieder nur, aber mache nichts. Wenn es so weit wäre, Pläne in die Tat umzusetzen, kriege ich plötzlich Angst. Dann bin ich zu faul und zu bequem. In meiner Komfortzone ist es ja eigentlich doch ganz nett.

Was mir wirklich am allermeisten fehlt, ist wohl die Entschlossenheit. Eine Entscheidung treffen und dann damit leben. Und zufrieden sein.



Fotos: Fräulein Honig auf Gran Canaria - Maspalomas, Playa del Inglés


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